Erfahrung ist langsames Lernen
Viele Büroinhaber sprechen bezüglich ihrer jungen Mitarbeiter davon, dass denen "die Erfahrung fehlt", und hoffen, dass sie über die Berufsjahre hinweg zu guten, weil erfahrenen Mitarbeitern werden.
Ich bin da sehr skeptisch und vertrete eine andere Auffassung: Erfahrung ist langsames Lernen, wohingegen Ausbildung verdichtete Erfahrung ist und damit schnelleres Lernen.
Wir sprechen hierbei über das zentrale Grundprinzip der menschlichen Kultur: Wir bringen der nächsten Generation bei, was wir selbst schon von unseren Vorvätern mitbekommen und darüber hinaus noch selbst gelernt haben.
Es ergibt einfach nicht wirklich Sinn, jede Generation das Rad neu erfinden und das Feuer neu entdecken zu lassen. Auf diese Weise kämen wir nie bis zum Auto oder dem Computer.
Auf einer einzigen Buchseite kann das komprimierte Wissen von lebenslanger Erfahrung geschrieben stehen.
Daher betrachte ich
Erfahrung als langsames Lernen und Ausbildung als verdichtete, in kurzer Zeit vermittelte Erfahrung, weshalb unser Fortschritt durch gute Ausbildung weitaus größer bzw. schneller ist als durch den Zugewinn von Erfahrung.
Ehrlich, so machen wir es doch auch mit unseren Kindern. Wir warten doch nicht, bis sie durch Erfahrung schwimmen oder Fahrrad fahren lernen, sondern wir zeigen ihnen, wie es geht. Das ist einfach schneller — und wesentlich weniger schmerzhaft!
Das eigentliche Problem liegt darin, dass man so selten wirklich gute Ausbildung vorfindet, egal, wo man hinschaut. Sei es die Schul-, die Hochschul- oder die praktische Berufsausbildung: Die Qualität lässt scheinbar stetig nach (wobei manche Kritiker meinen, sie sei leider schon immer schlecht gewesen).
Aus diesem Grund hat moderne Ausbildung einen ziemlich schlechten Ruf und Erfahrung einen so guten - sie funktioniert zumindest.
Unsere Erkenntnis aus mehreren Jahrzehnten der Ausbildung sagt jedoch Folgendes: Mit wirklich guter Ausbildung erreicht man in wesentlich weniger Zeit dasselbe wie mit jahrelanger Erfahrung!
Daher muss man als Büroinhaber zur Selbsthilfe greifen und geeignete interne Ausbildungssysteme einrichten, um die Wissenslücken der jungen Mitarbeiter zu füllen.
Was passiert, wenn man dies nicht tut? Dann lebt man für möglicherweise viele Jahre mit den Unzulänglichkeiten der Berufsanfänger, verhilft ihnen nicht zu echter Kompetenz und jede Woche werden erteilte Aufgaben mit weit größerem Aufwand erfüllt, als nötig wäre.